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Rettet die Bienen – auch im eigenen Garten

Region - Dass Bienen und Insekten enorm wichtig sind, braucht man spätestens seit dem Volksbegehren niemandem mehr zu erklären. Doch nicht nur Politiker und Landwirtschaft können (und müssen) handeln – auch Gartenbesitzer können einen erheblichen Beitrag leisten.

  • Schmecken nicht nur uns – die süßen Blüten des Bärlauchs locken im zeitigen Frühjahr auch unterschiedliche Bienen an.

    Schmecken nicht nur uns – die süßen Blüten des Bärlauchs locken im zeitigen Frühjahr auch unterschiedliche Bienen an.
    © Angela Streck

  • Graue Sandbiene auf Bärlauch

    Graue Sandbiene auf Bärlauch
    © Angela Streck

  • Graue Sandbiene im Anflug

    Graue Sandbiene im Anflug
    © Angela Streck

  • Das schon zeitig blühende Lungenkraut zwischen Bärlauch – und ein Löwenzahn darf's auch mal sein.

    Das schon zeitig blühende Lungenkraut zwischen Bärlauch – und ein Löwenzahn darf's auch mal sein.
    © Angela Streck

  • Dicke Pollenhöschen hat sich diese fleißige Biene an der Kornelkirsche geholt. Dank ihrer Arbeit dürfen wir uns im späten Sommer über viele tolle Früchte freuen.

    Dicke Pollenhöschen hat sich diese fleißige Biene an der Kornelkirsche geholt. Dank ihrer Arbeit dürfen wir uns im späten Sommer über viele tolle Früchte freuen.
    © Angela Streck

Jeder zweite Privathaushalt besitzt einen eigenen Garten, auf 17 Millionen Gärten wird die Zahl in Deutschland geschätzt. Zusammen genommen ist deren  Fläche genauso groß wie alle Naturschutzgebiete in Deutschland. Ein immenses Areal, um für Bienen und andere Insekten mehr Lebensräume zu schaffen. Dabei muss man nicht gleich den ganzen Garten umgestalten. Es gibt viele einfache Maßnahmen, mit denen man auch den durchdesigntesten Garten für die kleinen Krabbler ein bisschen freundlicher gestalten kann. Und das Beste daran: es kann sofort los gehen.

Neben dem „Haustier des Imkers”, der Honigbiene, sorgen bei uns vom Frühjahr bis zum Herbst etwa 560 Wildbienenarten für die Bestäubung unserer Blütenpflanzen. Wildbienen sind keine geflüchteten Honigbienen, sondern deren wildlebende Verwandte. Alle Wildbienenarten sind in Deutschland geschützt. Anders als die Honigbiene leben Wildbienen einzeln (solitär). Dass sie scheu und zurückgezogen leben täuscht über ihre Verbreitung hinweg: kaum ein Lebensraum, den sie nicht besiedeln. Sie nutzen sandige Böden, Feldwege, Lösswände, Abbruchkanten, Fugen und Spalten in alten Gemäuern, hohle Stängel, morsches Holz, sogar leere Schneckenhäuser. Manche nisten in vorhandenen Fraßgängen von Holzwespen oder Käfern, andere nagen ihre Brutgänge selbst in das Holz und verwenden die anfallenden Holzspäne gleich als Baumaterial für ihre Brutzellen. Einige nagen das weiche Mark aus Holunder- und Brombeerzweigen, andere graben sich Gänge in Lehm oder Sand oder errichten an Mauern oder Felsen Bauten aus Mörtel. So unterschiedlich wie ihre Lebensräume sind die Tiere selbst: von wenige Millimeter klein bis mehrere Zentimeter groß ist alles vertreten. Variantenreich sind nicht nur die Nistplätze, sondern auch das Aussehen der Wildbienenarten. Die Palette reicht von winzigen schwarzen über zottelige pelzige Bienen bis hin zu regelrechten Brummern wie der blau-schwarzen, lautstark brummenden Holzbiene.

Wie die Honigbiene besitzen auch die Wildbienen einen Stachel. Muss man also im eigenen Garten um Leib und Leben fürchten, wenn man den Wildbienen ein zu Hause schafft? Das Bundesministerium für Forschung und Bildung erklärt hochoffiziell: nein! Anders als Honigbienen, die gemeinschaftlich leben und Aufgabenteilung betreiben, so den Stock, den Nachwuchs, ihre Königin und ihre Vorräte im Zweifelsfall bis zum Tod verteidigen, weil sie den Verlust einzelner Mitglieder verschmerzen können, sind Wildbienen äußerst friedliebend. Sie setzen auf Flucht, und zwar aus gutem Grund. Mit dem Stich riskieren sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Brut. Denn niemand sonst übernimmt deren Pflege, wenn das Muttertier verstirbt. Man muss eine Wildbiene schon massiv bedrängen, um sie zum Stechen zu reizen, und auch dann ist ihr Stachel oftmals nicht kräftig genug, um unsere Haut zu durchdringen.

Chemie ade!

Glyphosat und Neonikotinoide – wenn wir von Landwirten verlangen, auf schädliche Gifte zu verzichten, dann fangen wir doch einfach auch bei uns im Garten an. Wem der Abschied in Hinblick auf die geliebten Rosen schwer fällt, die wieder einmal von Blattläusen massakriert werden, der möge bedenken: Die chemischen Keulen machen keinen Unterschied zwischen Nützling und Schädling. Letztere erholen sich aber in der Regel viel schneller als die kleinen Helferlein, sie können sich also bald wieder im Garten ansiedeln  und sich noch besser ausbreiten, weil wir ihre Feinde für sie ausgerottet haben. Und wenn wir versuchen, Wildbienen im Garten anzusiedeln, sollten wir sie natürlich nicht durch den Einsatz von Giften gleich wieder gefährden. Biologische Mittel gibt es viele – es muss nicht stinkende Brennesseljauche sein.

Erste Nahrung im Frühjahr

Gerade jetzt  im Frühling sind Wildbienen und Insekten ganz besonders auf die erste Nahrung angewiesen. Der Klassiker etwa sind Krokusse. Wer im Herbst keine gesetzt hat, kann nun auf die vorgezogenen Pflänzchen aus dem Handel zurück greifen. Die Beete sind noch nicht vorbereitet? Kein Problem – einfach die Töpfchen in den Garten stellen und umsetzen, sobald der Boden vorbereitet ist. Fertig ist die Frühblüherwiese, die als Grundstock für das nächste Jahr dienen kann. Besonders gut breitet sich der Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) aus, einmal ausgesetzt bildet er rasch dichte Blütenteppiche. Auch Traubenhyazinthen sind bei Bienen beliebt, außerdem Blaustern, der jetzt ebenfalls im März/April blüht und als fertiges Pflänzchen im Handel zu haben ist. Gut geeignet ist auch das heimische Lungenkraut, das idealerweise jetzt im März/April ausgesät wird.

Wildbienen sind stellenweise sehr auf ihre Nahrungspflanzen spezialisiert, aber generell lässt sich sagen: Eine Blumenwiese mit möglichst regional angepassten Mischungen ist nie ein Fehler, außerdem ist der Verzicht auf gefüllte Blüten extrem hilfreich. Bei Pflanzen mit gefüllten Blüten wurden die Staubblätter und die Fruchtblätter nicht ausgebildet. Für Wildbienen und auch Honigbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen, die Pollen und Nektar suchen, ist eine gefüllte Blüte wertlos.

Nistplätze einfach und günstig schaffen

Viele Wildbienen wie die Sandbienen nisten im Erdboden. Mit einem Kübel oder einem großen Blumentopf an einem sonnigen Standort können sowohl Garten- als auch Balkonbesitzer den Tieren einen Nistplatz schaffen. Der Topf muss mindestens 25 Zentimeter hoch sein und über mehrere Löcher im Boden verfügen, damit das Wasser gut abfließen kann. Zuunterst füllt man dann eine Schicht Blähton als Drainage, aufgefüllt wird mit grobkörnigem Sand. Spielkistensand eignet sich nicht, da die Röhren, die die Bienen graben, sonst immer wieder zurutschen. Den Kübel kann man an einen geschützten Ort stellen oder auch im Beet eingraben.

Noch einfacher ist das Ausbringen markhaltigen Stängeln, die von der Mauerbiene genutzt werden. Besonders geeignet sind Brombeerstängel, junge Triebe vom Holunder, hohle Stängel von Brennnesseln oder Königskerzen. Diese werden in zehn bis 20 Zentimeter lange Stücke geschnitten und senkrecht, am besten einzeln, zum Beispiel in einen Blumenkasten auf dem Balkon gesteckt oder am Gartenzaun befestigt. Mauerbienen bohren ihre Brutgänge nämlich vorzugsweise in senkrechten Stängeln.

Wer sich die Mühe macht, ein „Hotel“ zu basteln, kann dieses auch gleich als Dekorationselement benutzen. „So ein Hotel ist leicht selber gebaut, und gerade jetzt ist das eine schöne Sache, die man mit den Kindern zusammen machen kann", weiß » Daniel Riedel von Adler Garten- und Landschaftsbau. „Das geht ganz einfach, wenn man ein Stück Baumstamm oder eine Baumscheibe nimmt." Die Lochtiefen sollten mindestens zehn Zentimeter und der Lochdurchmesser nicht mehr als vier bis acht Millimeter betragen. Die Löcher müssen sauber gebohrt sein und glatt ausgeschliffen werden, damit sich die Wildbienen nicht ihre Flügeldecken aufreißen. Am besten geeignet ist Hartholz. Besonders wichtig: die Bohrlöcher müssen an einem Ende verschlossen sein, dürfen also nicht durch das Holz hindurch gehen. Die Nisthilfen dann sonnig, wind- und regengeschützt und mit den Legeröhren Richtung Süden fest anbringen, sodass sie nicht schwingen. So eine einfache, selbst gebaute Nisthilfe ist oftmals besser als eine fertig gekaufte „Gemeinschaftsunterkunft“, da andere Insekten sich von den Gelegen der Wildbienen ernähren. Nützlich hingegen ist der Hasendraht. Wird er mit circa drei Zentimetern Abstand zum Holz angebracht, hält er hungrige Vögel vom Plündern der Gelege ab.

Nicht sinnvoll sind übrigens Lochziegel, die erschreckend oft zum Einsatz kommen. Die Nachteile: die "Gänge" sind durchgehend, Wildbienen und solitäre Wespen nisten aber ausschließlich in geschlossenen Hohlräumen. Der Lochdurchmesser ist viel zu groß und schließlich sind die Hohlräume rau, wodurch die Tiere ihre empfindlichen Flügel verletzen. Nicht speziell für Wildbienen aber für Insekten im allgemeinen lassen Sie stattdessen dann lieber einfach lose aufgehäufte Steine, einen schlichten Holzstapel, Gehölzschnitt oder Laub liegen.

Jeden Tag ein bisschen besser – und gemeinsam durch‘s Gartenjahr

All diese kleinen Maßnahmen helfen den Bienen und Insekten sofort, und man braucht nicht einmal einen Garten – sogar der kleinste Balkon gibt Plätzchen für nahrhafte Blühpflanzen her und Insektenhotels sind hier auch noch geschützt. Und es gibt noch so viele weitere Möglichkeiten. Wir werden Sie das ganze Gartenjahr hindurch mit weiteren Tipps versorgen, wie Sie Ihr eigenes Fleckchen Erde nutzen können, um die Bienen zu retten.

Einen Artikel zum Thema naturnaher Garten finden Sie auch im meier Magazin Juni 2018 (S. 56 – 60) und online unter: https://www.meier-magazin.de/article/zurueck-zur-natur---auch-im-garten/3640

Von: Kristin Wunderlich ( Dipl. Biologin), Freitag, 22. März 2019 - Aktualisiert am Dienstag, 21. September 2021
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